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Kapitalismus oder
Kapitalist*innen kritisieren?
System oder Menschen
Annette Schlemm für XR-Ortsgruppe Jena – 2021 – Version 2.0
https://de.slideshare.net/philosophenstuebchen/kapitalismus-oder-kapitalistinnen-kritisieren_2
Ausgangsfrage
2
Zu unserem Positionspapier:
Positionspapier, neueste Version – inzwischen für XR Thüringen - hier zu finden:
https://extinctionrebellion.de/og/thueringen/
Ausgangsfrage
3
Kapitalistische „Verschwörung“ Personalisierung, „blaming“
Zu unserem Positionspapier:
4
Gesellschaftstheorie
Allgemein in Gesellschaftstheorie:
• System – Akteur ?
• Struktur (Luhmann) – Handlung (Habermas)?
• Verhalten - Verhältnisse
Allgemein in Gesellschaftstheorie:
• Ontologischer / methodischer Individualismus?
• Individuelle Handlungen setzen immer soziale
Beziehungen voraus (Sprache, Regelungen,
Institutionen...)
 Henne – und Ei-Problem
 Ohne Individuen gibt es nichts Soziales/Gesellschaftliches – aber das
Soziale/Gesellschaftliche kann nicht auf individuelles Handeln (oder deren
Summe) reduziert werden.
5
System
Individuelles
Handeln
System
Individuelles
Handeln
Allgemein
6
Verhältnis Teile – Ganzes:
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Steinhaufen
Von außen gemacht:
Kathedrale
Teile bleiben verbunden mit
der Entwicklung des Ganzen:
Kommunismus
Teile koppeln sich ab von der
Entwicklung der anderen Teile
und „verselbständigen“ sich
auf Kosten der anderen:
Kapitalismus
Mehr als die Summe der Teile:
Kathedrale, Gesellschaft
Sich selbst organisierend:
Gesellschaft
Kapitalismustheorie
Kapitalismus: besondere Gesellschaftsformation (nach Feudalismus...)
7
https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Bildungsmaterialien/heft6/RosaLux_Marx_fuer_alle_Web-2018.pdf
Kapitalismustheorie
Kapitalismus: besondere Gesellschaftsformation (nach Feudalismus...)
8
https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Bildungsmaterialien/heft6/RosaLux_Marx_fuer_alle_Web-2018.pdf
Kapitalismustheorie
Kapitalismus: besondere Gesellschaftsformation (nach Feudalismus...)
Gekennzeichnet durch:
• Trennung der Menschen (Arbeitskräfte) von den
Produktionsvoraussetzungen (Grund/Boden, Produktionsmittel...)
• Produkte als Waren, Markt etc. sekundär, nicht das Bestimmende
(gabs und gibt’s auch außerhalb des Kapitalismus)
9
• Eigentümer an den Produktionsmitteln bestimmen Ziel und Zweck der
Produktion (kaufen Arbeitskräfte wie andere
Produktionsvoraussetzungen und bringen sie zu den von ihnen gesetzten
Zwecken zusammen)
• Zweck ist Kapitalakkumulation (Profit, „alles muss sich rentieren“, das Kapital
ist scheu wie ein Reh...)
• Dieser Zweck wird aber nicht von einzelnen Kapitalist*innen gesetzt,
sondern ist ihnen vorgegeben!
Kapitalismustheorie
10
• Dieser Zweck wird aber nicht von
einzelnen Kapitalist*innen gesetzt,
sondern ist ihnen vorgegeben!
Kapitalist*innen-Versteher*innen
begreifen:
Die kapitalistischen Verhältnisse
„erzwingen“ von Kapitalist*in die
Erwirtschaftung von genug Profit,
sonst droht Pleite.
Kapitalismustheorie
11
• Dieser Zweck wird aber nicht von
einzelnen Kapitalist*innen gesetzt,
sondern ist ihnen vorgegeben!
Kapitalismustheorie
12
Dieser Zweck wird aber nicht von einzelnen Kapitalist*innen gesetzt,
sondern ist ihnen vorgegeben!
• Erzwungen durch Konkurrenz
• Erzwingt von Kapitalist*in Erwirtschaftung von genug Profit,
sonst droht Pleite.
System
Individuelles Handeln
• Genauer: durch Durchschnittsprofitrate, die nicht unterschritten werden
darf.
Erzwingt von Kapitalist*in Erwirtschaftung von genug Profit,
sonst droht Pleite.
Kapitalismustheorie
13
• Befriedigung von Bedürfnissen (der Konsument*innen) nur dann,
wenn profitabel genug. (Dafür auch Erzeugung von Bedarf!)
• (Ökoprodukte erst und nur soweit damit auch Profit zu machen
ist)
• Problem von Umwelt- bzw. umweltgerechter Produktion:
• Umwelt kann nicht zahlungsfähig nachfragen! Auch bei einer
Internalisierung der Kosten (CO2-Preis) werden diese von
Menschen bezahlt (welchen wohl?)
 Ökologische Rettung ist Klassenkampf!
Kapitalismustheorie
14
Variabilität des Systems:
Systemisch:
• Politische Regulierung
 ... und der Tatsache, dass die Pm-Eigentümer über den Zweck der Produktion
(und ihre Formen) bestimmen. (wenn auch tlw. Eingeschränkt)
• Unterschiedliche „Regulationsformen“: Keynesianismus, Neoliberalismus...
• Kriegswirtschaft (1. und 2. WK), insb. „New Deal“
 ABER: Es bleibt „das System“ mit durch Durchschnittsprofitrate
erzwungener Kapitalakkumulation.
Kapitalismustheorie
15
Variabilität des Systems:
Unternehmerisch-individuell:
• Wahl, womit Profit gemacht wird: können auch Öko-Produkte sein (oder sich
erneuernde Energien...) (Profitmarge muss sich aber mit
Durchschnittsprofitrate messen)
 ABER: Es bleibt „das System“ mit durch Durchschnittsprofitrate erzwungener
Kapitalakkumulation.
• Entscheidung, nicht mehr die Rolle („Charaktermaske“) von
Kapitalist*innen zu tragen...
• Spielraum, keinen übermäßigen Profit zu machen (weit über den
Durchschnittsprofit hinaus)
Kapitalismustheorie
16
• Persönliche Verantwortung:
eigene „Rolle“, Wahl entsprechend
Möglichkeitsfeld / Variabilität
• Keine „Verschwörung“, aber
Agieren strukturell nur innerhalb
der Rahmenbedingungen des
Systems. (Eigentumsverhältnisse)
Kapitalistische „Verschwörung“ Personalisierung, „blaming“
• Nur unzureichende Reformen möglich
(„Grüner Kapitalismus“)
• Änderung der Eigentumsverhältnisse
und damit
der Entscheidungsgrundlagen für die
Zwecksetzung der Re-Produktion.
Kapitalismustheorie
17
 ABER: Es bleibt „das System“ mit durch Durchschnittsprofitrate erzwungener
Kapitalakkumulation.
Dies wirkt auch für Nicht-Kapitalist*innen:
• Ihre Existenz hängt mehrfach vom Funktionieren des kapitalistischen
Systems ab (natural: sonst sind die Läden leer...)
• Ihre Existenz hängt davon ab, dass sie an Geld kommen, d.h. sich im System
so nützlich machen, dass sie Geld dafür bekommen. (Erpressbarkeit zur
Lohnarbeit von jenen, die keine/ nicht genug Produktionsmittel haben)
 Viele können sich deshalb eher einen Untergang der Menschheit
vorstellen als ein Ende des Kapitalismus!
Wie weiter?
18
Viele können sich deshalb eher einen Untergang der Menschheit vorstellen als
ein Ende des Kapitalismus!
... weil es (noch) keine ausreichend vertrauenerweckende Konzeption einer
Alternative gibt (Sozialismus, Kommunismus ... Commonismus)
... und keiner Vorstellung, wie
die Kapitalist*innen dazu
gebracht werden können, ihre
Verfügungsmacht über die
Produktionsmittel aufzugeben.
Wie weiter?
19
Es gibt auch im System mehrere Ebenen der persönlichen Verantwortung:
1. Individuelle Verantwortung für Konsumentscheidungen, Entscheidungen,
wo und wofür ich meine Arbeitskraft verkaufe (Streik!), Verantwortung
dafür, ob und wo ich mich engagiere...
2. Kollektive Verantwortung: z.B. für die Produktion: wollen wir
überflüssige, oder schnell kaputt gehende oder Wegwerfprodukte
herstellen? Wollen wir auf Kosten von Ausbeutung von Mensch und
Natur arbeiten und leben? Wir können uns kollektiv engagieren, in
Gewerkschaften usw. usf...
3. Gesamtgesellschaftliche Verantwortung: sollte ich mich in einer
Bewegung engagieren, die das gesamte System in Frage stellt, bekämpft
und Alternativen entwickelt? ...
Wie weiter?
20
 Bildet (mindestens) Lese- und Diskussionszirkel!
 Organisiert ein Netzwerk unter Euch dazu;
geht in die Debatten, die dazu schon laufen.
Wie z.B.:
• Zukunft für Alle: https://zukunftfueralle.jetzt/
• Utopie-Netzwerk: https://utopie-netzwerk.de/
 Organisiert Bürger*innenversammlungen (besser:
Versammlungen aller Menschen) ...
 und entwickelt die Ideen dort mit allen zusammen weiter...
21
• https://zw-jena.de/linked/documents/kapital/Kapital_und_Herrschaft.pdf
• https://philosophenstuebchen.wordpress.com/2021/04/13/kampf-und-logik-
klassenkampf-reloaded/
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Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren_2

  • 1. Kapitalismus oder Kapitalist*innen kritisieren? System oder Menschen Annette Schlemm für XR-Ortsgruppe Jena – 2021 – Version 2.0 https://de.slideshare.net/philosophenstuebchen/kapitalismus-oder-kapitalistinnen-kritisieren_2
  • 2. Ausgangsfrage 2 Zu unserem Positionspapier: Positionspapier, neueste Version – inzwischen für XR Thüringen - hier zu finden: https://extinctionrebellion.de/og/thueringen/
  • 4. 4
  • 5. Gesellschaftstheorie Allgemein in Gesellschaftstheorie: • System – Akteur ? • Struktur (Luhmann) – Handlung (Habermas)? • Verhalten - Verhältnisse Allgemein in Gesellschaftstheorie: • Ontologischer / methodischer Individualismus? • Individuelle Handlungen setzen immer soziale Beziehungen voraus (Sprache, Regelungen, Institutionen...)  Henne – und Ei-Problem  Ohne Individuen gibt es nichts Soziales/Gesellschaftliches – aber das Soziale/Gesellschaftliche kann nicht auf individuelles Handeln (oder deren Summe) reduziert werden. 5 System Individuelles Handeln System Individuelles Handeln
  • 6. Allgemein 6 Verhältnis Teile – Ganzes: Summe der Teile: Steinhaufen Von außen gemacht: Kathedrale Teile bleiben verbunden mit der Entwicklung des Ganzen: Kommunismus Teile koppeln sich ab von der Entwicklung der anderen Teile und „verselbständigen“ sich auf Kosten der anderen: Kapitalismus Mehr als die Summe der Teile: Kathedrale, Gesellschaft Sich selbst organisierend: Gesellschaft
  • 7. Kapitalismustheorie Kapitalismus: besondere Gesellschaftsformation (nach Feudalismus...) 7 https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Bildungsmaterialien/heft6/RosaLux_Marx_fuer_alle_Web-2018.pdf
  • 8. Kapitalismustheorie Kapitalismus: besondere Gesellschaftsformation (nach Feudalismus...) 8 https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Bildungsmaterialien/heft6/RosaLux_Marx_fuer_alle_Web-2018.pdf
  • 9. Kapitalismustheorie Kapitalismus: besondere Gesellschaftsformation (nach Feudalismus...) Gekennzeichnet durch: • Trennung der Menschen (Arbeitskräfte) von den Produktionsvoraussetzungen (Grund/Boden, Produktionsmittel...) • Produkte als Waren, Markt etc. sekundär, nicht das Bestimmende (gabs und gibt’s auch außerhalb des Kapitalismus) 9 • Eigentümer an den Produktionsmitteln bestimmen Ziel und Zweck der Produktion (kaufen Arbeitskräfte wie andere Produktionsvoraussetzungen und bringen sie zu den von ihnen gesetzten Zwecken zusammen) • Zweck ist Kapitalakkumulation (Profit, „alles muss sich rentieren“, das Kapital ist scheu wie ein Reh...) • Dieser Zweck wird aber nicht von einzelnen Kapitalist*innen gesetzt, sondern ist ihnen vorgegeben!
  • 10. Kapitalismustheorie 10 • Dieser Zweck wird aber nicht von einzelnen Kapitalist*innen gesetzt, sondern ist ihnen vorgegeben! Kapitalist*innen-Versteher*innen begreifen:
  • 11. Die kapitalistischen Verhältnisse „erzwingen“ von Kapitalist*in die Erwirtschaftung von genug Profit, sonst droht Pleite. Kapitalismustheorie 11 • Dieser Zweck wird aber nicht von einzelnen Kapitalist*innen gesetzt, sondern ist ihnen vorgegeben!
  • 12. Kapitalismustheorie 12 Dieser Zweck wird aber nicht von einzelnen Kapitalist*innen gesetzt, sondern ist ihnen vorgegeben! • Erzwungen durch Konkurrenz • Erzwingt von Kapitalist*in Erwirtschaftung von genug Profit, sonst droht Pleite. System Individuelles Handeln • Genauer: durch Durchschnittsprofitrate, die nicht unterschritten werden darf.
  • 13. Erzwingt von Kapitalist*in Erwirtschaftung von genug Profit, sonst droht Pleite. Kapitalismustheorie 13 • Befriedigung von Bedürfnissen (der Konsument*innen) nur dann, wenn profitabel genug. (Dafür auch Erzeugung von Bedarf!) • (Ökoprodukte erst und nur soweit damit auch Profit zu machen ist) • Problem von Umwelt- bzw. umweltgerechter Produktion: • Umwelt kann nicht zahlungsfähig nachfragen! Auch bei einer Internalisierung der Kosten (CO2-Preis) werden diese von Menschen bezahlt (welchen wohl?)  Ökologische Rettung ist Klassenkampf!
  • 14. Kapitalismustheorie 14 Variabilität des Systems: Systemisch: • Politische Regulierung  ... und der Tatsache, dass die Pm-Eigentümer über den Zweck der Produktion (und ihre Formen) bestimmen. (wenn auch tlw. Eingeschränkt) • Unterschiedliche „Regulationsformen“: Keynesianismus, Neoliberalismus... • Kriegswirtschaft (1. und 2. WK), insb. „New Deal“  ABER: Es bleibt „das System“ mit durch Durchschnittsprofitrate erzwungener Kapitalakkumulation.
  • 15. Kapitalismustheorie 15 Variabilität des Systems: Unternehmerisch-individuell: • Wahl, womit Profit gemacht wird: können auch Öko-Produkte sein (oder sich erneuernde Energien...) (Profitmarge muss sich aber mit Durchschnittsprofitrate messen)  ABER: Es bleibt „das System“ mit durch Durchschnittsprofitrate erzwungener Kapitalakkumulation. • Entscheidung, nicht mehr die Rolle („Charaktermaske“) von Kapitalist*innen zu tragen... • Spielraum, keinen übermäßigen Profit zu machen (weit über den Durchschnittsprofit hinaus)
  • 16. Kapitalismustheorie 16 • Persönliche Verantwortung: eigene „Rolle“, Wahl entsprechend Möglichkeitsfeld / Variabilität • Keine „Verschwörung“, aber Agieren strukturell nur innerhalb der Rahmenbedingungen des Systems. (Eigentumsverhältnisse) Kapitalistische „Verschwörung“ Personalisierung, „blaming“ • Nur unzureichende Reformen möglich („Grüner Kapitalismus“) • Änderung der Eigentumsverhältnisse und damit der Entscheidungsgrundlagen für die Zwecksetzung der Re-Produktion.
  • 17. Kapitalismustheorie 17  ABER: Es bleibt „das System“ mit durch Durchschnittsprofitrate erzwungener Kapitalakkumulation. Dies wirkt auch für Nicht-Kapitalist*innen: • Ihre Existenz hängt mehrfach vom Funktionieren des kapitalistischen Systems ab (natural: sonst sind die Läden leer...) • Ihre Existenz hängt davon ab, dass sie an Geld kommen, d.h. sich im System so nützlich machen, dass sie Geld dafür bekommen. (Erpressbarkeit zur Lohnarbeit von jenen, die keine/ nicht genug Produktionsmittel haben)  Viele können sich deshalb eher einen Untergang der Menschheit vorstellen als ein Ende des Kapitalismus!
  • 18. Wie weiter? 18 Viele können sich deshalb eher einen Untergang der Menschheit vorstellen als ein Ende des Kapitalismus! ... weil es (noch) keine ausreichend vertrauenerweckende Konzeption einer Alternative gibt (Sozialismus, Kommunismus ... Commonismus) ... und keiner Vorstellung, wie die Kapitalist*innen dazu gebracht werden können, ihre Verfügungsmacht über die Produktionsmittel aufzugeben.
  • 19. Wie weiter? 19 Es gibt auch im System mehrere Ebenen der persönlichen Verantwortung: 1. Individuelle Verantwortung für Konsumentscheidungen, Entscheidungen, wo und wofür ich meine Arbeitskraft verkaufe (Streik!), Verantwortung dafür, ob und wo ich mich engagiere... 2. Kollektive Verantwortung: z.B. für die Produktion: wollen wir überflüssige, oder schnell kaputt gehende oder Wegwerfprodukte herstellen? Wollen wir auf Kosten von Ausbeutung von Mensch und Natur arbeiten und leben? Wir können uns kollektiv engagieren, in Gewerkschaften usw. usf... 3. Gesamtgesellschaftliche Verantwortung: sollte ich mich in einer Bewegung engagieren, die das gesamte System in Frage stellt, bekämpft und Alternativen entwickelt? ...
  • 20. Wie weiter? 20  Bildet (mindestens) Lese- und Diskussionszirkel!  Organisiert ein Netzwerk unter Euch dazu; geht in die Debatten, die dazu schon laufen. Wie z.B.: • Zukunft für Alle: https://zukunftfueralle.jetzt/ • Utopie-Netzwerk: https://utopie-netzwerk.de/  Organisiert Bürger*innenversammlungen (besser: Versammlungen aller Menschen) ...  und entwickelt die Ideen dort mit allen zusammen weiter...