Die Corona-Pandemie verändert deutlich die Perspektive: Plötzlich kann es vielen Deutschen mit dem technologisch wissenschaftlichen Fortschritt nicht schnell genug gehen. Die Ergebnisse unserer Umfrage zum „Wirtschaftsstandort: Deutschland im globalen Wettbewerb“:
2. Management Summary
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93%
Neue Herausforderungen - neuer Zukunftsgeist?
Die meisten Befragten halten die deutschen Unternehmen für den
internationalen Wettbewerb weiterhin für gut gerüstet. Gleichwohl
fällt das Urteil nicht mehr so strahlend aus wie noch eine Dekade
zuvor. Corona mit seinen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
verunsichert, ebenso die veränderten Kräfteverhältnisse im
internationalen Handel. Vor dem Hintergrund der gewachsenen
Herausforderungen finden die Deutschen aber zu einer für sie
erstaunlichen, offeneren Haltung gegenüber technischem Fort-
schritt und der Anwendung neuer Technologien. Auch das Selbst-
bewusstsein, mit der eine große Mehrheit für die stärkere Durch-
setzung europäischer Interessen in der Welt plädiert, überrascht.
3. Zentrale Ergebnisse
1. Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen
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Unternehmen gut gerüstet
Fast zwei Drittel der Befragten (65%) halten die deutschen
Unternehmen insgesamt für gut gerüstet, um im inter-
nationalen Wettbewerb bestehen zu können. Trotz der
negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Welt-
handel, die eine Exportnation wie Deutschland naturgemäß
besonders treffen, überwiegt damit eindeutig die Zuver-
sicht, dass die Unternehmen ihre starke Stellung auf den
Weltmärkten verteidigen können. Allerdings waren vor
zehn Jahren mit fast drei Viertel der Befragten (72%) in
dieser Hinsicht noch deutlich mehr Menschen optimistisch.
Auch die Verdoppelung des Anteils jener, die sich zu der
Frage kein Urteil zutrauen (von 9 auf 18%), signalisiert ein
gewisses Maß an Verunsicherung.
93%
65%
4. „Die deutschen Unternehmen sind für den
internationalen Wettbewerb …“
4
2000 2002 2004 2007 2008 2010 2020
9 8 7 6 8 9
65
61 58
51
65 70 72
22
31 35
42 29
22
19
18
0
20
40
60
80
100
gut gerüstet schlecht gerüstet k.A.
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Frage: Sind deutsche Unternehmen für den internationalen Wettbewerb eher gut gerüstet, oder sind sie eher schlecht gerüstet?
5. Zentrale Ergebnisse
2. Wirtschaftsmächte im Wettbewerb
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Der globalen Herausforderung bewusst
Von den drei großen Wirtschaftsblöcken USA, China und
Europäische Union halten über zwei Drittel der Deutschen
(68%) China für die wirtschaftlich erfolgreichste Region. In
dieser Beurteilung spiegeln sich die in den letzten 10 bis 15
Jahren verschobenen globalen Kräfteverhältnisse deutlich
wider. Damit scheinen sich die Deutschen der damit
verbundenen Herausforderungen bewusst zu sein. Dass
mehr als ein Fünftel der Befragten die EU als wirtschaftlich
erfolgreicher ansieht als die USA, spricht einerseits für ein
gesundes Selbstvertrauen, dürfte andererseits aber das
wirtschaftliche Potenzial Amerikas etwas unterschätzen.
93%
6. „Die wirtschaftlich erfolgreichste Region ist …“
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6
68
22
7
4
China
EU
USA
k.A.
Frage: Wenn Sie einmal Europa, die USA und China miteinander vergleichen. Was meinen Sie: Welche Region ist heute wirtschaftlich
am erfolgreichsten?
7. Zentrale Ergebnisse
3. Tempo des technischen Fortschritts
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Technischem Fortschritt aufgeschlossener
In der Einstellung der Deutschen gegenüber dem
technologischen Wandel kommt das einer Revolution
gleich: Erstmals seit Erhebung dieser Frage durch
den Bankenverband bekundet mit 47% eine Mehr-
heit der Befragten, dass ihnen das Tempo des
technologischen Fortschritts in Deutschland zu
langsam vonstatten geht. Vor sieben Jahren (2013)
meinten das lediglich 14%, während 64% die
Geschwindigkeit des Fortschritts damals als „gerade
richtig“ und 20% als zu schnell empfanden. Aktuell
halten das Innovationstempo in Deutschland dagegen
nur noch 38% für angemessen, und der Anteil, der es
für zu schnell hält, hat sich auf 9% mehr als halbiert.
47%
8. „Das Tempo des technischen Fortschritts ist …“
8
13
15
12
13
19
20
9
61 58
64
38
48
50 53
26
21
32
35
30
14
47
0
20
40
60
80
100
zu schnell gerade richtig zu langsam
2000 2002 2004 2006 2010 2013 2020
Frage: Geht es Ihnen mit dem technischen Fortschritt in Deutschland eher zu schnell voran, eher zu langsam voran,
oder ist das Tempo gerade richtig?
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9. Zentrale Ergebnisse
4. Innovationen bei IT, Digitalisierung und KI
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9
Die größere Aufgeschlossenheit gegenüber
technischen Fortschritten schließt auch die
Digitalisierung insgesamt sowie speziell IT-
Technologie oder Anwendungen wie Künst-
liche Intelligenz (KI) mit ein. Konkret nach
diesen Bereichen gefragt, fallen die Ergeb-
nisse kaum anders aus als bei der Frage
nach dem allgemeinen technischen Fort-
schritt. Nahezu der Hälfte der Bevölkerung
(47%) empfindet auch hier die Innovations-
geschwindigkeit als zu langsam, nur 13%
als zu schnell. Angesichts der in der öffent-
47%
Vielen kann es inzwischen nicht schnell genug gehen
lichen Debatte insbesondere gegenüber
KI-Anwendungen häufig zu beobachtenden
Skepsis überrascht das dann doch. Vielleicht
hat die Corona-Krise mit ihrem auf vielen
Feldern erzwungenen, teilweise aber auch
nur wahrgenommenen „Stillstand“ den
Wunsch vieler Menschen nach einer Be-
schleunigung des technologischen Wandels
verstärkt – möglicherweise auch mit der
Hoffnung begleitet, durch neue techno-
logische Möglichkeiten die Krise und deren
Folgen schneller zu überwinden.
10. „Bei IT, Digitalisierung und KI geht es mir mit dem
Fortschritt in Deutschland …“
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10
47
33
13
8 zu langsam
gerade richtig
zu schnell
k.A.
Frage: Und wenn Sie einmal konkret an Computertechnologie, Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz denken, wie sehen Sie das?
Geht es Ihnen da mit dem Fortschritt in Deutschland eher zu schnell voran, eher zu langsam voran, oder ist das Tempo gerade richtig.
11. Zentrale Ergebnisse
5. Globale Durchsetzung europäischer Interessen
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Sollte die EU ihre Interessen in der Welt
gegenüber anderen Staaten stärker durch-
setzen, um im internationalen Wettbewerb
besser bestehen zu können, oder sollte sie
auf andere Länder mehr Rücksicht nehmen?
– Wenn es nach den Deutschen ginge, sollte
die Europäische Union in dieser Hinsicht
durchaus eine härtere Gangart einlegen.
Fast drei Viertel (72%) der Befragten
sprechen sich dafür aus, die europäischen
Interessen im internationalen Wettbewerb
stärker durch-zusetzen. Ein Ergebnis, das
im Hinblick auf die bisher auf internationaler
72%
Neues außenpolitisches Selbstbewusstsein?
Bühne ausgleichend-moderierende Haltung
Deutschlands eher überrascht. Unter Um-
ständen erwächst aber sogar gerade aus
einer als übertrieben empfundenen Rück-
sichtnahme erst der Wunsch in der Bevöl-
kerung nach einer stärkeren Durchsetzung
eigener, in diesem Fall europäischer
Interessen. Zudem dürfte angesichts der
zunehmend härteren Interessenpolitik
anderer internationaler Akteure auch die
Befürchtung eine Rolle spielen, die EU
müsse sich diesem Stil anpassen, um sich
global behaupten zu können.
12. „Die EU sollte gegenüber anderen Staaten …“
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12
72
21
7 ihre Interessen
stärker durchsetzen
mehr Rücksicht
nehmen
k.A.
Frage: Sollte die EU ihre Interessen in der Welt gegenüber anderen Staaten stärker durchsetzen, um im internationalen Wettbewerb
besser bestehen zu können, oder sollte die EU mehr auf andere Länder Rücksicht nehmen?
13. STUDIENDESIGN
METHODIK
Computer-Assisted Telephone
Interviews (CATI); Dual Frame
Interviews wurden vom 13. bis
18. November 2020 von
KANTAR im Auftrag des
Bundesverbandes deutscher
Banken durchgeführt.
STICHPROBE ZEITRAUM
1.001 Befragte
Wohnbevölkerung in Deutschland
im Alter von mindestens 18 Jahren
in einem Privathaushalt lebend.